Gedenkstätte und Museum Trutzhain

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Kurzbeschreibung Gedenkstätte und Museum Trutzhain wurde 2003 als vierte zentrale NS- Gedenkstätte in Hessen eröffnet. In ihr wird insbesondere an das Schicksal der Kriegsgefangenen unter dem NS- Regime erinnert. Zur Gedenkstätte gehören neben dem Museum der historische Ortskern mit der ehemaligen Lagerstraße und den Baracken des Kriegsgefangenenlagers STALAG IX A Ziegenhain sowie zwei Friedhöfe (Kriegsgräberstätten). Bis heute ist die Struktur des Lagers erhalten und steht seit 1985 unter Denkmalschutz.
Träger /
Initiative
Magistrat der Stadt Schwalmstadt
Gedenkstätte und Museum Trutzhain
Die Arbeit der Gedenkstätte Trutzhain wird gefördert durch die Hessische Landeszentrale für politische Bildung und den Schwalm-Eder-Kreis.
InformationDauerausstellung

Die Dauerausstellung befindet sich in einer Wachbaracke des ehemaligen Kriegsgefangenen-Mannschafts-Stammlagers STALAG IX A Ziegenhain. Die Ausstellung dokumentiert den Zeitraum von der Entstehung des Kriegsgefangenenlagers 1939 auf einer bis dahin als Kreisjungviehweide genutzten Fläche bis zur Gründung der Gemeinde Trutzhain 1951.

Der Schwerpunkt der Präsentation liegt auf der Zeit des STALAG. Das zwischen 1939 und 1945 bestehende Lager war mit zeitweilig mehr als 10.000 Insassen und über 43.000 registrierten Kriegsgefangenen in externen Arbeitskommandos das größte auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Hessen. Unter den verschiedenen Nationalitäten (wie Polen, Belgier, Holländer, Engländer, Jugoslawen/ Serben, Italiener, US-Amerikaner) befanden sich überwiegend Franzosen, darunter der spätere französische Staatspräsident François Mitterand.

Die seit Herbst 1941 eintreffenden sowjetischen Kriegsgefangenen wurden in einem gesondert durch Stacheldraht vom Gesamtlager abgetrennten Teil dem so genannten „Russenlager“ unter menschenunwürdigen Bedingungen untergebracht. Viele von ihnen starben.

Die unterschiedliche, zumeist völkerrechtswidrige Behandlung der einzelnen Gefangenengruppen und deren Einsatz zur Zwangsarbeit sind zentrales Thema der Gedenkstätte.

Der andere Teil der Ausstellung zeigt die Nachkriegsnutzungen des Areals zunächst als Civil Internment Camp 95 der US-Armee zur Internierung von Mitgliedern der Waffen-SS, SS, SA, NSDAP und der Wehrmacht. Zwischen 1946 und 1947, fanden jüdische DPs (Displaced Persons), Überlebende des Holocaust, eine zeitweilige Unterkunft in den Baracken. Die amerikanische Militärregierung richtete hier das DP-camp 95-443 ein. Für etwa 2000 polnische Juden war das Lager Durchgangsstation auf ihrem Weg nach Palästina, in die USA oder ein anderes Land.

Durch die ab Frühjahr 1948 in den Baracken einquartierten Heimatvertriebenen und Ostflüchtlinge kam es 1951 schließlich zur Gründung der Gemeinde Trutzhain.

Neben der pädagogischen Vermittlung und der historischen Forschung kommt der Gedenkstätte und Museum Trutzhain bei der Schicksalsklärung der Opfer eine Schlüsselrolle zu.


Angebote

• Führung durch die Dauerausstellung, den historischen Ortskern und zu den Friedhöfen u. a. zu den Themen:
Vom STALAG IX A Ziegenhain zur Gemeinde Trutzhain
Trutzhain - Ein Dorf wie jedes andere?
Erinnert und vergessen - der schwierige Umgang mit der Vergangenheit
• Öffentliche Geländeführung an jedem 2. Samstag im Monat
• Spezielle Angebote für Schulklassen und Jugendgruppen nach Absprache (für die historisch-politische Bildungsarbeit stehen Erinnerungsberichte von ehemaligen Kriegsgefangenen, Filme mit Zeitzeugeninterviews aus unterschiedlichen Lagerphasen, Dokumente und pädagogische Materialien zur Verfügung)
• Studien- und Projekttage zu verschiedenen Themenbereichen
• Lehrerfortbildungen
• Abendveranstaltungen: wissenschaftliche Vorträge, Lesungen, Zeitzeugengespräche etc.
• Sonderausstellungen
StandortGedenkstätte und Museum Trutzhain, Seilerweg 1, 34613 Schwalmstadt-Trutzhain
Interneteigene Website: www.gedenkstaette-trutzhain.de
auf der Website der HLZ
Publikationen
und Filme

(Auswahl)
• Brandes, Karin / Gerstmann, Hans: Gedenkstätte und Museum Trutzhain. Vom Stalag IX A Ziegenhain zur Gemeinde Trutzhain. Begleitheft zur Ausstellung 18. Mai bis 4. Juni 2000, Schwalmstadt 2003.
• Burger, Waltraud: Zwischen Schicksalsklärung und Einbeziehung der Erlebnisgeneration – die Arbeit der Gedenkstätte Trutzhain. In: Zwangsarbeit während der NS-Zeit. Nachweisbeschaffung, historische Forschung und Auseinandersetzung mit der Vergangenheit in Hessen. Hg. Andreas Hedwig , Marburg 2005, S. 75-82.
• "Die Behandlung war eines zivilisierten Volkes nicht würdig". Zeitzeugen erinnern sich an ihre Kriegsgefangenschaft im STALAG IX A Ziegenhain, zusammengestellt und kommentiert von Bert Beckmann, Schwalmstadt 2010.
• Gedenkstätte und Museum Trutzhain: Die Dauerausstellung. Texte: Waltraud Burger, Schwalmstadt 2. Aufl. 2012. (Auch erhältlich in englischer, französischer, polnischer, italienischer und russischer Sprache).
• Gedenkstätte und Museum Trutzhain: Rundgang. (Broschüre mit Erläuterungen zu 25 Stationen des historischen Lagerrundgangs, 31 S.; Bearb.: Waltraud Burger) und Geländeübersicht, Schwalmstadt (2006).
• Gerstmann, Hans: Trutzhain – ein Resultat jüngster deutscher Geschichte. In: Schwälmer Jahrbuch, 2001, hrsg. v. Schwälmer Heimatbund e.V., S. 136 – 149.
• Grzimek, Martin: Trutzhain. Ein Dorf. Frankfurt 1986.
• Gusew, Iwan: Tagebuch 25.10.1944 bis 25. März 1945, Redaktion: Waltraud Burger und Lukas Grede, Schwalmstadt 3. Aufl. 2010.
• Raskop, Martina: „Im Fremden ungewollt zuhaus“ – Neue Heimat in Hessen und Trutzhain. Begleitband zur Ausstellung. Hg. Gedenkstätte und Museum Trutzhain, Schwalmstadt 2011.
• Trutzhain. Chronik 1951-2001. Hg. Magistrat der Stadt Schwalmstadt, Schwalmstadt 2001.

Filme
• „Trutzhain – Erinnerungen an ein Kriegsgefangenenlager“ (35 Min., Kurzfassung 20 Min.).
• „Erinnert und vergessen“ (45 Min.).
• „Kriegsbeute Arbeit. Einsatz der Kriegsgefangenen in Hessen“ (35 Min.).
• Zeitzeugeninterview mit Lea Waks (20 Min.).